Jedes Jahr ist es ein Kampf gegen die Zeit. Man kauft im Frühjahr die Tomatenpflanzen oder man sät selbst, dann dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich Früchte ansetzen und diese groß genug sind, um zu reifen. Ich hab mal gelesen, daß Tomaten immer erst nach der Sommersonnenwende rot werden. Das ist der 21. Juni eines jeden Jahres. Der erste Frost kam dieses Jahr bereits Ende September. Nicht wirklich viel Zeit für die Tomatenernte. Und so kam, was kommen mußte, viele grüne Tomaten an den Pflanzen und keine Chance mehr, reif zu werden.
Jedes Jahr habe ich mich über diese Verschwendung geärgert. Hab so manches Rezept gefunden, wo man grüne Tomaten verarbeiten kann aber so richtig überzeugt hat mich kein Einziges. Am schlimmsten war das Rezept, wo man grüne Tomaten ähnlich wie saure Gurken einkochen kann. Das war einfach nur bitter und ich habe keine Verwendung für die vielen Gläser, die ich so eingekocht hatte. Für die Gläser schon, aber nicht für den Inhalt.
Nein, da mußte etwas Anderes her, etwas, was gut schmeckt. Und ich bin fündig geworden. Machen Sie doch einfach mal Marmelade oder Konfitüre aus grünen Tomaten. Sie werden staunen, wie lecker das sein kann. Natürlich braucht man dazu noch ein paar andere Früchte, weil grüne Tomaten ja nach nichts schmecken. Aber es ist eine gute Grundlage für einen leckeren Brotaufstrich. Das richtige für ein Frühstück mit einem fruchtigen Marmeladenaufstrich.
Sie brauchen dazu:
1 Kilo grüne Tomaten
1 Kilo Orangen
1 - 2 Zitronen je nach Geschmack
1 Vanilleschotenmark oder 6 Päckchen Vanillezucker
1 Kilo Gelierzucker 2:1
ca. 30 Gramm Zitronensäure
1/2 Teelöffel gemahlene Nelken
nach Geschmack evtl. etwas Zimt
Und so wird es zubereitet:
Tomaten schälen und den Stielansatz herausschneiden. Die Tomaten pürrieren. Die Orangenschalen und die Zitronenschale grob raspeln auf der Küchenreibe. Von der Zitrone den Saft auspressen und mit den geraspelten Schalen zur Tomatenmasse geben. Von den Orangen die noch übrig gebliebenen weißen Schalenreste abziehen, dann die Orangen in grobe Stücke schneiden und ebenfalls zur Tomatenmasse geben. Die Gewürze und den Gelierzucker dazugeben. Die Zitronensäure je nach individuellem Geschmack dazu geben.
Alles schön umrühren, kosten ist erlaubt. Aber Vorsicht, es besteht Suchtgefahr. Dann die Masse unter ständigem Rühren erhitzen, 4 Minuten kochen lassen und dann in heiße, saubere Gläser füllen (bitte kein Spülmittel für Gläser und Deckel verwenden). Den Gläserrand mit einem heißen Lappen schön sauber machen. Heiß gespülte Twist Off Deckel drauf, zuschrauben und auf Holzbrettchen die Gläser auskühlen lassen. Es kommen dabei ca. 8 Marmeladengläser heraus.
Es ist ein herrlich fruchtiger Geschmack und vor allem nicht so süß, wie übliche Marmeladen oder Konfitüren und durch die stückigen Orangen hat man auch den vollen Orangengeschmack. Für mich ist es momentan der absolute Renner bei meiner Auswahl zum Frühstücksbrötchen. Die Schalen von den Orangen und von der Zitrone bringen dann noch etwas herbes Aroma rein und das passt total gut. Die gemahlenen Nelken und/oder der Zimt bringen das I-Tüpfelchen. Ich habe jedoch keinen Zimt verwendet, die Nelken brachten schon den Geschmack, den ich mir erhofft hatte.
Die Tomaten haben mich außer etwas Arbeit nichts gekostet, wenn man von den 45 Cent absieht, die die Pflanzen pro Stück gekostet haben. Die Menge an Tomaten, die wir bis jetzt gegessen und als Tomatensoße verarbeitet haben, hat diesen Preis jedoch allemal wett gemacht und geschmacklich lassen Sie bei einer Gartentomate jede Supermarkttomate (die ich nur noch lästernd als rote Früchte bezeichne) links liegen. Aber wer sein Geld in geschmackloses Supermarktobst investieren will, der kann das ja tun. Ich habe höhere Ansprüche und da bin ich auch gern bereit, dafür straff zu arbeiten, damit es eine gute Ernte wird. Und das Ende der Mühen eines Gartenjahres ist ja nun absehbar. Bald wird es draußen kalt und schmuddelig, auch wenn es heute ein wunderschöner, strahlender Herbsttag ist, mit Laub in den herrlichsten bunten Farben, wie Indien Summer.
Bei den Orangen habe ich einen kleinen Beutel, wie man sie überall zu kaufen kriegt, genommen. Ich schau mir die immer genau an, denn es muß schon eine sehr gute Qualität sein, wenn ich mal Geld für Supermarktobst ausgebe. Aber es hat sich gelohnt, sie hatten die guten Navelapfelsinen, die nicht nur wie Apfelsinen aussehen, sondern auch so riechen und vorallem auch so schmecken. Und das für 1,59 Euro der Beutel (es war glaube ich 2 Kilo drin). Das ist in Ordnung und in meinem finanziellen Budget gerade noch so drin ;-)
Ich habe für die Konfitüre 4 Orangen verbraucht, drei sind noch übrig. Mal sehen, ob wir die einfach mal so vernaschen oder ob ich vielleicht nochmal was draus mache. Das wird ad hoc entschieden.
Die Zitronensäure kaufen wir immer gleich Kiloweise, da ich ja sehr viel Sirup mache und auch sonst Selbstversorgung betreibe, wo man immer mal eine säuerliche Note braucht. Die Zitronensäure hält sich, da geht kein Ungeziefer ran! Kann also bedenkenlos gelagert werden und ist dank der Großpackungen viel preiswerter als kleine 5 Gramm-Tütchen.
Die Ausgaben halten sich also für diese köstliche Konfitüre, die Sie garantiert nirgendwo im Laden bekommen, stark in Grenzen.
Fazit: Wenig Ausgaben, ein bisschen Arbeit und ein vortreffliches Ergebnis.
Probieren Sie es aus! Es lohnt sich.
Sehr lecker! Habe ich auch schon gemacht. Auch als Piefüllung ( statt Äpfeln) sind grüne Tomaten lecker, oder in Scheiben geschnitten, paniert und mit würziger Soße.
AntwortenLöschenViele Grüße
Marle
In Scheiben geschnitten und paniert, klingt interessant aber ist das nicht doch recht bitter?
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