Donnerstag, 7. September 2017

Was man aus grünen Tomaten alles machen kann

Es ist jedes Jahr das gleiche Theater. Man sät, topft um, hätschelt und verwöhnt die Tomatenpflanzen, man freut sich, wenn sie blühen, wachsen und gedeihen, jeden Tag schaut man, ob die kleinen, grünen Pummelchen wieder etwas gewachsen sind und dann, wenn sie kurz vor dem Reifwerden sind, kommen ein paar Regentage und die Braunfäule ist da. Wenn man jetzt nicht jeden Tag durchgeht und die kleinsten braunen Ansätze entdeckt, ist alles zu spät, innerhalb von 2-3 Tagen sind die Früchte hin und haben alle anderen Tomaten angesteckt. Vorbei der Traum von einer reichen Tomatenernte. Auch bei uns war das jetzt wieder so. Kiloweise Tomaten dran aber eben noch grün und die Braunfäule unerbittlich.


grüne und halbreife Tomaten


Und nun? Was macht man denn mit all den grünen Tomaten? Natürlich - essen!

Sofern jetzt der Eine oder Andere schon tief Luft holt, nach der "Herr Lehrer ich weiß was" Masche, und mir vom bösen Solanin was erzählen will - Luft wieder raus lassen, ich kenne das Problem. Ich kann Euch beruhigen, denn ich habe nicht vor, jeden Tag kiloweise die grünen oder halbroten Tomaten zu essen, und genau das müßte man nämlich tun, wenn man in einen kritischen, weil unbekömmlichen oder sogar toxischen Bereich kommen wöllte.
Aber ich werde sie auch nicht wegwerfen, wenn ich es irgendwie verhindern kann und noch was Gutes draus machen kann.

Ich habe in den letzten Tagen mal probeweise alles ausprobiert, was man so draus machen könnte. Und das waren meine Ergebnisse.

1. Gebratene "Schnitzel" aus grünen Tomaten:

Die Tomaten in Scheiben schneiden (ca. 0,5 - 1 cm stark), mit Salz, Pfeffer und Chilli würzen, in Mehl wenden, dann in einem verquirlten Ei wenden und nochmal in Mehl wenden, in Öl braten.


gebratene grüne Tomatenscheiben


2. Nudelsoße aus grünen Tomaten - die Zutaten:

2 kg grüne Tomaten
ca. 3 Zwiebeln
ca. 200 ml Öl
3 EL Himalaya-Salz
2 Knoblauchzehen
1 Pckg. passierte Tomaten
1 EL Thymian
1 TL gem. Rosmarin
1 EL Selleriekraut
2 EL gem. Liebstöckelkraut
1 EL gem. Ingwer 
1 EL getr. Oregano
1 EL getr. Basilikum (oder frisch zum Ende der Kochzeit zugeben)
2 EL Senf (mittelscharf)
2 EL Rosenpaprika (scharf)
1 EL gem. schw. Pfeffer
1 TL RAS EL HANOUT
3 TL Pilzpulver
1 - 2 TL Chilli (je nach gewünschter Schärfe)
1 Lorbeerblatt
½ TL ger. Muskatnuß
¼ TL gem. Bohnenkraut
¼ TL gem. Gewürznelken
¼ TL gem. Piment

Das Öl erhitzen, die klein geschnittenen Zwiebeln darin hellbraun anrösten, die klein geschnittenen Tomaten und die Gewürze hinzugeben. Unter Rühren aufkochen, mit den passierten Tomaten ablöschen und ca. 1 Std. mit geschlossenem Deckel leicht köcheln lassen, immer mal umrühren, dann das Lorbeerblatt wieder rausfischen und die Masse pürrieren. 
In saubere, sterile Gläser abfüllen, Twist-off-Deckel drauf, fest zuschrauben und auf einem Holzbrettchen abkühlen lassen. Etikett ran, fertig ist ein Vorrat an Nudelsoße!

Nudelsoße aus grünen Tomaten


3. würzige Grillsoße aus grünen Tomaten:

1,5 kg grüne Tomaten
500 g Zwiebeln
50 g Salz zum Einsalzen des Ansatzes

1 EL Senf (mittelscharf)
1 EL Pilzpulver
100 ml Weinessig
50 g Zucker
¾ EL gem. Kurkuma
¼ EL Currypulver
¼ TL gem. Koriander
ca. 80 g scharfe Gulaschpaste aus der Tube
1 TL gem. Ingwer
2 Knoblauchzehen
½ TL gem. schw. Pfeffer
n.B. Salz
n.B. Wasser

Die Tomaten und Zwiebeln klein schneiden, gut einsalzen und ca. 15-20 Std. in einer Schüssel mit geschl. Deckel durchziehen lassen. Dann die Masse gut ausdrücken, das Wasser wegschmeißen. 
Die Masse in einem Topf mit den Gewürzen vermischen, anbraten lassen, ggf. Wasser hinzufügen, damit nichts anbrennt und ca. 45-60 Minuten garen lassen, dabei immer umrühren. Dann die Masse pürrieren. Jetzt je nach gewünschter Konsistenz weiter einreduzieren lassen, dann in saubere, sterile Gläser abfüllen, saubere sterile Twist-off-Deckel drauf, fest zuschrauben und auf Holzbrettchen auskühlen lassen. Etikett ran - fertig ist eine prima Grillsoße als Vorrat. Die Gläser ca. 4 Wochen kühl stehen lassen, damit die Masse noch etwas durchziehen kann.


würzige Grillsoße aus grünen Tomaten

Update 16.09.2017: Ich hab jetzt mal die Grillsoße auf Würstchen und als Brotaufstrich probiert. Schmeckt ganz fantastisch, irgendwas zwischen Paprika und Tomate, obwohl gar keine Paprikas drin sind, sehr lecker. Zum Grillen werden wir wohl in diesem Jahr nicht mehr kommen.

4. Mein absoluter Favorit - Reibekuchen aus grünen Tomaten:

300 g grüne Tomaten
100 g rohe Kartoffeln
1 Ei
1 EL Himalaya-Salz
2-3 Prisen gem. Chilli
ger. Muskatnuß (je nach pers. Geschmack)
etwas Kartoffelstärke
ein paar Krümel Backpulver
n.B. Zucker zum Bestreuen

Die Tomaten und Kartoffeln grob reiben, in eine Schüssel geben, einsalzen, ca. 8 Std. mit geschlossenem Deckel stehen lassen, damit die Masse Saft zieht. Dann die Masse durch ein Tuch gut ausdrücken, das Wasser wegschmeißen. Ei dazugeben, mit der Masse gut vermischen. Kartoffelstärke und Backpulver zugeben, gut verrühren. In einer Pfanne Öl erhitzen und die Masse jeweils esslöffelweise hineingeben, etwas flach drücken und in Form bringen, von beiden Seiten jeweils ca. 5 Minuten bei mittl. Hitze gut anbraten. 



Reibekuchen aus grünen Tomaten


5. Konfitüre aus grünen Tomaten, Orangen und Zitrone:

Hier hab ich bereits davon berichtet:

 
6. Süße Kuchenfüllung als Apfelersatz:

1 kg grüne Tomaten
80 g Zucker
1 geh. TL Zimt
¼ TL gem. Sternanis
2-3 Prisen gem. Gewürznelken
ca. 1 TL Zitronensäuregranulat (oder Zitronensaft)
n.B. etwas ger. Muskat

Die Tomaten grob reiben (bei großen Mengen sollte man das mit einer Küchenmaschine machen oder kleingeschnitten im Mixer mit viel Wasser auf niedriger Stufe kurz mixen), die Masse durch ein Tuch ausdrücken, die Flüssigkeit wegschmeißen.
Zucker und Gewürze zufügen, gut vermischen, dann in ein sauberes, steriles Glas geben, Twist-off-Deckel drauf (natürlich auch sauber und steril gemacht) und ca. 60 Minuten (incl. Aufwärmzeit) bei mittlerer Hitze einkochen. 
Schmeckt fast wie Apfelmasse, die man in einem Kuchen verarbeiten kann oder evtl. auch im Joghurt etc.. 
 

süße Kuchenfüllung als Apfelersatz


7. Rührkuchen mit grünen Tomaten:

300 g frische grüne Tomaten
120 g Kokosfett
300 g Zucker
2 Eier
250 g Mehl
1 TL Backpulver
¼ TL Himalaya-Salz
70 g Sultaninen
2-3 EL Birnenlikör 
ca. 50 g fein gehackte Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse, Paranüsse)
1 TL gem. Zimt
¼ TL ger. Muskatnuß
ca. ¼ TL gem. Sternanis
2-3 Msp. gem. Gewürznelken
2 Prisen gem. Kardamom
n.B. Puderzucker zum Bestreuen

Die Tomaten klein schneiden, in einen Mixer geben, so viel Wasser zugeben, daß die Tomaten damit bedeckt sind, kurz anmixen, die Masse in ein mit einem Tuch ausgelegten Sieb gießen, gut ausdrücken, das Wasser wegschmeißen.
Die Sultaninen in Birnenlikör etwas einweichen und immer mal umrühren.
Kokosfett und Zucker mit den Knetwedeln des Rührgerätes vermischen, die Eier zugeben, zu einer cremigen Masse verrühren.
Das Mehl mit den Gewürzen, Backpulver und Salz vermischen, zu der bereits verrührten Teigmasse hinzufügen, die Nüsse und Sultaninen samt Likör noch dazu, den Teig nochmals gut verrühren, dann die Tomatenstückchen unter den Teig heben.
Die Masse in eine kleine, ausgefettete und mit Mehl ausgekleidete Königskuchenform (26 cm obere Länge) geben, bei 180 Grad ca. 60-70 Minuten im unteren Drittel des Backofens backen, unbedingt Stäbchenprobe machen. Sollte der Kuchen obendrauf zu dunkel werden, mit Alufolie abdecken.

Dieser einfache Kuchen hat schon beinahe eine weihnachtliche Note und ist schön feucht. Uns schmeckt er sehr gut.


 Rührkuchen mit grünen Tomaten
  
Guten Appetit!


Ihr seht, man kann also auch aus grünen Tomaten noch allerhand sehr gut Essbares machen.
Indem man die Tomaten z. Bsp. mit Wasser kurz vermixt oder einsalzt und den Saft dann wegschmeißt, hat man auch einen großen Teil des Solanins mit entsorgt. Man kann also bedenkenlos schlemmen. Mal sehen, ob ich noch weitere Rezepte finde, dann werde ich die hier noch nachträglich reinsetzen. Wer da Ideen hat - immer her damit, ich experimentiere gern.

Ich habe für diese Ergebnisse keine Pflanzen kaufen müssen und dank des Regens konnte ich auch zu 100 % mit Regenwasser gießen, die Erde war zum größten Teil eigener Kompost.
Fazit: So gut wie nichts investiert, bis jetzt bereits 8 Kilogramm geerntet und es hängt noch allerhand dran an den Pflanzen. Es wird wahrscheinlich auch nichts mehr ausreifen, ich werde also noch eine ganze Menge grüne Tomaten verarbeiten können.   

Also bis bald
Eure Petra K.

Nachtrag 10.09.2017: 
Ich habe bis jetzt jedes dieser Rezepte verköstigt und nicht mal ansatzweise irgendein Bauchgrummeln, geschweige denn eine toxische Reaktion bei uns feststellen können. Irgendwas muß ich richtig gemacht haben.
Mein Fazit: Nichts wird so heiß gegessen, wie es in den Medien hochgekocht wird. Aber wer glaubt denn schon noch den Medien?!

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10 Kommentare:

  1. Das hört sich alles super an. Ich paniere zur Zeit Zucchini (Ufozucchini) und im Kuchen sind Kürbisse :). Wenn ich grüne Tomaten ernten muss dann lass ich sie im Haus nachreifen, oft kann ich die letzten Tomaten im Dezember essen. Aber bei dieser Menge würde ich mich auch nach solchen Alternativen umschauen. Tolle Ideen
    Gruß Claudia

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    1. Ja, das mit dem Nachreifen mach ich auch. Ein paar Tomaten konnten wir somit auch "reif" essen, obwohl es nie wie sonnengereift schmeckt aber für einen Tomatensalat hat es gereicht.
      Als jedoch die Braunfäule zugeschlagen hatte, war nichts mehr mit Nachreifen, nach ein paar Tagen der Lagerung wurden die, trotz daß sie trocken lagerten, braunfleckig. Deshalb mußte ich auch schnellstmöglich und in Größenordnungen handeln, sonst wäre alles schlecht geworden. Insgesamt hatten wir fast 14 Kilo Tomaten, der Großteil noch grün. Ich war froh, als ich alles verarbeitet hatte. Den überwiegenden Teil habe ich eingekocht, um ihn als Kuchenfüllung mal mit zu verwenden.
      Fazit: Die Tomaten brauchen ein Überdach oder ein Gewächshaus. Da wir das nicht haben, war es wohl meine letzte Tomatenzucht. Fürs Freiland ist die Tomate eben nicht robust genug, im Übrigen auch nicht die sog. braunfäulerestistenten Sorten. Man muß das eben einfach so akzeptieren.

      LG Petra K.

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  2. Hallo Petra,
    Mein Mann hat mir ein Gewächshaus gebastelt, das ist echt super. Aber ich habe verschieden Wildtomaten die brauchen keinen Regenschutz.
    Die Tomaten sind klein aber trotzdem lecker.

    Schönes Wochenende
    Claudia

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    1. Wildtomaten? Das klingt interessant. Hast Du da nähere Infos?

      Dir auch ein schönes Wochenende
      LG Petra K.

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  3. Wildtomaten Sonderdruck aus Saaten & Taten 2006.pdf ist von der Uni Göttingen.
    Gruß Claudia

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    1. Danke für Deine Antwort, liebe Claudia. Das merk ich mir auf jeden Fall für nächstes Jahr vor.

      LG Petra K.

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  4. Grüne Tomaten können so lecker zubereitet werden! Ich freue mich jedes Jahr auf die Grünen Tomaten!
    Liebe Grüße
    Marle

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    1. Ehrlich gesagt, war die Verwertung von grünen Tomaten für mich bisher, bis auf die Konfitüre, ein neues Experiment und ich war selbst sprachlos über so viel guten Geschmack. Die Grillsoße war der Hammer, ich hab sie auch als Brotaufstrich genommen. Jamm jamm jamm! Ich hab mich schon geärgert, daß ich die ersten Braunfäule-Tomaten weg geworfen habe. Aber man lernt eben immer dazu. Und deshalb wollte ich auch unbedingt diesen Post schreiben, damit Andere nicht auch alles wegschmeißen, weil sie denken, man könnte es nicht verarbeiten. Wenn ich aber in der Blog-Statistik sehe, wie oft dieser Post schon aufgerufen wurde, dann kann ich hoffen.

      LG Petra K.

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  5. Ich habe grüne Tomaten in einem Hotel nahe Gröden mal als Chutney verkosten dürfen und das war richtig lecker und sehr frisch :)

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    1. Ich vermute mal, daß das Hotel sicherlich die Sorte verwendet hat, die auch nur als grüne Tomate wächst, also von Natur aus nur grün ist, auch im reifen Zustand. Da gab es ja sogar mal einen amerikanischen Südstaaten-Film, wo es um die Hausspezialität grüne Tomaten ging.
      Aber ich kann bestätigen, daß auch ich das Chutney absolut lecker fand, war aber auch sehr viel Arbeit damit, das geb ich zu.
      LG Petra K.

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