Sonntag, 2. November 2014

Eichelkaffee - der Test

Ich hatte ja schon viel von diesem ominösen Eichelkaffee gelesen und auch schon einige Videos dazu gesehen. Zeit, um es selbst auszuprobieren. Man muß ja mitreden können.

Als ich vor ein paar Tagen für mein Abendessen Wildkräuter gesammelt habe, bin ich auch an einer Eiche vorbeigekommen und ich hab mir so gedacht: "Guck doch mal, ob Du einige Eicheln findest, da könnte man ja mal diesen Eichelkaffee draus machen". Gesagt, getan, ein paar hab ich gefunden. Ich muß ehrlich sagen, daß ich nur mal schnell die Jackentasche voll gestopft habe, denn ich wollte es ja nur mal ausprobieren und nicht gleich eine Jahresproduktion draus machen, wie ich das allgemein mache, damit ich nicht so oft die Arbeit habe. Daß ich nur die paar Dingerchen mitgenommen habe, war mein Glück, denn wenn ich gewußt hätte, was das für eine Geduldsprobe ist, hätte ich mir das bestimmt nochmal überlegt, zumal ich ja nicht unbedingt ein Freund von "Muckefuck-Kaffee" bin.

Aber, ich wollte ja mitreden können, ich hab es durchgezogen und ohne das Ergebnis vorweg nehmen zu wollen, muß ich sagen: "Respekt, kein schlechtes Ergebnis".

Die Eicheln habe ich für 2 Tage in einem Sieb in eine Wasserschüssel gehangen, das Wasser täglich erneuert. Das muß man wohl so machen, weil in den Eicheln irgendeine Art Gift oder vielleicht auch nur irgendwelche unbekömmlichen Substanzen drin sind, die mit Wasser herausgelöst werden sollen.
Na gut, das ist ja kein Problem.
Nach den 2 Tagen mußten die Eicheln geschält werden. Und das ist der Pferdefuß an diesen Dingerchen, die Schalen sind nämlich trotz der Wasserbehandlung ganz schön hart. Ich mußte erstmal ein bisschen probieren, was da die einfachste Variante ist. Einfach war keine Variante aber mit einem scharfen Messer die Spitze der Eichel abschneiden und dann mit dem Messer abschälen war einigermaßen machbar.
Dann jedoch kam das böse Erwachen. Man sollte wirklich bereits beim Sammeln auf hochwertige "Ware" Acht geben. Manche Eicheln verfügten bereits über ein sehr lebendiges Innenleben.
Wahrscheinlich hatte ich auch Eicheln erwischt, die nicht erst in diesem Herbst vom Baum gefallen waren. Mein Tipp, für die, die es auch probieren wollen: Die Eicheln müssen noch eine feste und recht helle Schale haben, dann sind sie frisch und fest und auch ohne lebende Mitbewohner.

Die alten Eicheln gingen zwar leichter aufzuknacken, ich hab die recht straff mit dem Handballen auf die Tischplatte gedrückt und da gingen die auch gut auf und ließen sich besser schälen. Nur, daß da nicht mehr viel vom Eichelkern zu sehen war.

Man muß ja den Kern der Eichel noch von der braunen Hautschicht befreien, weil die wohl sehr bitter ist und dunkle Stellen müssen auch rausgekratzt oder abgeschnitten werden. Ich hab also für den Inhalt meiner Jackentasche ca. eine Stunde gepuhlt, um ein verwendbares Potential zu bekommen. Ich will gar nicht drüber nachdenken, wie lange ich bei einer potentiellen Jahresproduktion gesessen hätte. Aber egal, ich wollte Eichelkaffee machen und da mußte ich durch.

Endlich diese Prozedur hinter mir, hab ich die Kerne, und das, was noch davon übrig war, kleingeschnitten und auf einem Küchenkrepp auf die Heizung gelegt, um es trocknen zu lassen. Das hat von gestern abend bis heute morgen gedauert (nachts hatten wir aber die Heizung nicht an, es hat trotzdem gut getrocknet).

Die Kernstückchen hab ich dann in einer beschichteten Pfanne ohne Fett geröstet. Dabei immer gerührt, damit sie nicht verkohlen. Schwarz dürfen sie nicht werden aber schön dunkelbraun.
Dann auf einen Teller gegeben und abkühlen lassen. In einer mechanischen Kaffeemühle, die wir eigentlich nur zu Dekozwecken in der Küche stehen haben, wurden die Eichelstückchen gemahlen.

Und was soll ich Ihnen sagen, es roch doch tatsächlich wie Kaffeepulver. Nicht ganz so stark aber echt gut. Das hatte ich gar nicht so erwartet, weil es ja hieß, daß auch beim Rösten ein guter Kaffeeduft entsteht. Das war bei mir nicht so aber das Pulver roch dann sehr gut.

Nun kam der Moment für die Probe aufs Exemple. Das "Kaffee"pulver (etwa 2-3 TL) in einen Kaffeepot, kochendes Wasser drüber, umrühren, durch ein Sieb in einen anderen Kaffeepot (wenn man mehr Granulat hat, kann man das natürlich auch in einem Topf machen und dann in die Tassen aufteilen), etwas Zucker und Milch dazu, fertig ist der Eichelkaffee.

Fazit:
Das hat gut geschmeckt
Man kann es also trinken

Wenn einmal schlechte Zeiten kommen sollten, wissen wir, wie es gemacht wird und auf was wir achten müssen. Nur darauf kommt es uns an. Wir wollen vorbereitet sein, wenn es mal gebraucht wird. Nur zu diesem Zweck mache ich solche Experimente. Und der AHA-Effekt läßt nicht auf sich warten.

Das ist das "Kaffee"granulat aus Eichelkernen


Und fertig ist der Eichelkaffee

Also bis bald
Eure Petra K.

Mit Kaffee und Humor kommt man dem Streß zuvor
(Willy Meurer)

 

3 Kommentare:

  1. Eidernei, da hast du dir echt Arbeit gemacht. Ich kenne das nur aus Erzählungen von meiner Oma. Die Verarbeitung war ähnlich, nur dass sie damals einen Mörser statt eine elektronische Kaffemühle genommen hat. Und der Aufguss erfolgte dann eben nach "Bundeswehrkaffee"-Art-und-Weise.
    Ich hatte auch mal letztes Jahr den Gedanken an diese Kiste mich heranzuwagen, hab es aber nach Rückprüfung wie das so geht (im Netz) lieber mal dagegen entschieden.

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    1. Oh, lieber Alexander, das war keine elektronische Mühle sondern eine einfache Handmühle, so richtig mit Armkraft bewegt und ja, etwas Zeit muß man auch in Kauf nehmen. Alles in allem aber eine schöne Erfahrung, was man alles so aus Naturprodukten machen kann. Ich wöllte aber lieber auch nicht darauf angewiesen sein, weil es nichts anderes gibt. Mein Kräutertee ist da schneller zubereitet.
      Ich werde es schon nochmal machen aber dann suche ich die Eicheln besser nach entsprechenden Frischegraden/Qualitätsmerkmalen aus.

      LG Petra K.

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    2. PS: Und dann werde ich die Eicheln im Backofen abdörren oder auf dem Ofenblech über unserem Holzofen, denn da sollen die sich angeblich besser schälen lassen.

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