Donnerstag, 4. Juni 2015

Schnittmarmelade und Tannensirup

Ich sage Euch, manchmal ist es zum Haareraufen. Da macht und tut man, gibt sein Bestes, damit bei all der gewünschten Selbstversorgung was Gescheites dabei raus kommt und dann muß man feststellen, daß aus einem simplen Tannengelee kein Gelee wird, man aber trotzdem die Arbeit nicht umsonst gemacht haben will und deshalb alles nochmal macht, zusätzlich Pektin rein gibt und dann ist das Zeug bretthart - eben Schnittmarmelade...

So sieht in etwa die Kurzform eines Drei-Tage-Werkes aus. Fazit: Voll in die Hose gegangen!

Im letzten Jahr hatte ich vom Maiaustrieb unserer Tannen, die vor dem Haus stehen, herrlich schmeckenden Tannengelee gemacht. Und weil das so gut geschmeckt hat, wollte ich das natürlich auch in diesem Jahr wieder machen. Also Tannenspitzen gepflückt, mit Wasser angesetzt, gekocht, abgegossen, Gelierzucker in der entsprechenden Menge lt. Packungsanweisung dazu, etwas Zitronensäure noch und ab in die Gläser zum Auskühlen. Das Ergebnis war Suppe...

Damit wollte ich mich aber nicht zufrieden geben. Ich wollte wieder das Leckerli Tannengelee haben.

Was tun, sprach Zeus. Suppe auf dem Brötchen macht sich nicht so gut, also wurde das Pektingranulat herausgesucht, was man für solche Zwecke ja auch benutzen kann. Natürlich stand da nichts drauf, wieviel man nehmen muß, um eine Tannensuppe zu einem Tannengelee werden zu lassen. Toll! Also hab ich "frei Schna..ze gearbeitet und mal reichlich zur kalten "Suppe" dazu gegeben. Nochmal aufgekocht, abgeschmeckt, festgestellt, daß dies nichts mehr mit Tannengeschmack zu tun hatte, sondern nur noch nach alten, braun gewordenen Äpfeln geschmeckt hat, trotzdem ab in die Gläser und auskühlen lassen.

Das Ergebnis: Schnittmarmelade!

"Schnittmarmelade"
Das Ergebnis von Gelee, der kein Gelee werden wollte
 
Ob wir das Zeug jemals essen, wage ich zu bezweifeln. Und trotzdem: Ich wollte Tannengelee!

Also: Neuer Tag, neues Glück. Wieder ab nach draußen und wieder Tannenspitzen gepflückt, wieder in Wasser angesetzt, gekocht, abgegossen, Flüssigkeit abgemessen und pro Packung Gelierzucker nur 600 ml Flüssigkeit genommen, weil ich dachte, es liegt daran, daß die 750 ml eben doch zuviel Flüssigkeit war, obwohl es genau so auf der Packung draufsteht. Also weniger Flüssigkeit genommen, da mußte es doch was werden. So hab ich zumindest gedacht.
Nach dem Abschmecken wieder ab in die Gläser und auskühlen lassen.

Das Ergebnis: Schon wieder Suppe!

Ich sage Euch, es gibt Zeiten, da zweifle ich an mir und der Welt. Ich habe nichts falsch gemacht, sogar weniger Flüssigkeit genommen, als vorgeschrieben. Und was bekomme ich? Suppe!

Wieder das Risiko zu Schnittmarmelade eingehen? Niemals! Wegschmeißen? Niemals (ich gebe allerdings zu, daß ich stark mit mir gerungen habe, das alles im Klo zu versenken). Nein, in einer Selbstversorgung wird nichts weggeschmissen, da wird alles verbraucht, was die Natur beschert hat.

Aus dieser Einsicht heraus gab es nur eine Alternative: Tannensirup!

 Tannensirup
Das Ergebnis von Gelee, der wieder kein Gelee werden wollte und nun in die Flaschen gewandert ist

Leute, ich muß Euch sagen, den kann man durchaus trinken, der schmeckt nicht schlecht. Nicht so süß, hat den leicht harzigen Geschmack, den wir auch am Tannengelee sehr mögen aber wenn es halt mit dem Gelee nicht klappt, dann wird der Gelee, der kein Gelee geworden ist, eben getrunken.

Ich hab jetzt 6 Liter Tannensirup, den wir uns gut schmecken lassen werden. Ist doch noch was draus geworden...

Da sind wir doch flexibel, oder?

Also bis bald
Eure Petra K.
Spar Dir Deinen Ärger!
Du bekommst keine Zinsen dafür!
 (Ernst Ferstl (*1955), österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker)

4 Kommentare:

  1. Das hast du gut gemacht. Man kann gut damit den Tee verfeinern. Mein 1. Versuch wurde Bonbonmasse, weil genau in dem Moment meine Tochter anrief so ist das nun mal, Meiner ist nun grenzwertig halbdicklich :). LG Marie

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    1. Liebe Marie H., danke für den Tipp mit dem Tee, werd ich probieren und das kann ich mir auch geschmacklich gut vorstellen. Ich hoffe, Dein Sirup ist nicht so hart, daß Du ihn nicht aus der Flasche raus bringst. Na ja, es gelingt eben nicht immer alles so, wie man sich das denkt. Das Leben geht weiter...

      LG Petra K.

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  2. Könnte auch ich gewesen sein. Ich denke da nur an meinen Löwenzahnhonig. Wenigstens hast du ihn dir nicht über die Finger gekippt, wie ich. Kann man die Tannenspitzen auch noch nächste Woche sammeln? Mich würde echt mein Versuch interessieren. Ich nehme dann au h bestimmt meinen Daumen weg. Nur komme ich erst am Dienstag dazu....
    Liebe Grüße Uta

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    1. Liebe Uta, die Tannenspitzen kann man solange pflücken, solange sie noch schön hellgrün und weich sind. Mit dem Gelee, das hab ich nun erstmal aufgegeben, wird bei mir nüscht. Hab schon mehrere solche Versuche gemacht z. Bsp. mit Holunderbeeren, war auch nur noch Masse für den Joghurt, allerdings eine sehr leckere Masse. Der Blütengelee vom Löwenzahn war auch eine leicht flüssige Angelegenheit, wenn er ansich auch sehr gut geschmeckt hat. Ich hab schon vermutet, daß es am Gelierzucker liegt, wo ich mal ne Billigsorte genommen habe.
      Meine Schwiegermutter setzt jeden Gelee mit Apfelsaft an, bei ihr gelingt jeder Gelee. Beneidenswert, vielleicht sollte ich das auch mal probieren, hab nur immer Bedenken, daß dadurch der Geschmack verändert wird.
      Ich hoffe, Dein Daumen ist inzwischen wieder gänzlich geheilt?

      LG Petra K.

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