Kein wirklich schönes Thema und
deshalb kennt sich da vielleicht auch kaum einer aus.
Als ich gestern so durch das SGB XII
geblättert habe, weil ich zu diesem Thema angeschrieben wurde, hab
ich doch tatsächlich die Stelle gefunden, wo drin steht, daß das
„Sozialamt“ die Kosten für die Bestattung übernimmt, wenn es
dem üblicherweise Verantwortlichen nicht zugemutet werden kann. Also
wenn der Hinterbliebene kein Geld dafür hat.
Zitat:
SGB XII § 74 Bestattungskosten
„Die erforderlichen Kosten einer
Bestattung werden übernommen, soweit den hierzu Verpflichteten nicht
zugemutet werden kann, die Kosten zu tragen.“ Zitatende.
Ich habe ja schon immer gesagt, daß
von mir keiner erwarten darf, daß ich mal eine Beerdigung
finanziere. Und ich sage das im Hinblick auf die Tatsache, daß man
hier sein Lebtag von Behörden und Institutionen nur noch abgezockt
wird und damit gar nicht mehr die Möglichkeit hat, die erforderlichen Summen für Beerdigungen oder sonstige Großausgaben anzusparen.
Wenn man nun der Meinung ist, daß dies
pietätlos wäre gegenüber dem Verstorbenen, dann soll er der
Meinung sein. Ich bin der Meinung, daß diese Art von
Zahlungsverweigerung das Letzte ist, womit man den eventuellen Ärger,
den der Verstorbene mit den sog. Behörden hatte, an den Absender
zurückgeben kann. Sozusagen die letzte Rache gegen die Rächer des
humanen Lebens.
Sicher, da kann Zeit ins Land gehen,
bis man den Antrag auf Kostenübernahme durch hat. Und sicher, da
werden einem einige Leute schief ansehen, wenn sich die Beerdigung
hinzieht.
Was kümmern mich die Leute.
Ich habe zum Thema Tod sowieso eine gänzlich
andere Sichtweise. Und ich stelle sie hier gern mal zur Diskussion.
Als allererstes kommt ein Knaller:
Das Leben hört mit dem Tod nicht auf,
dessen bin ich mir absolut sicher.
Schon aus physikalischer Sicht
kann das gar nicht sein, denn Energie vergeht nicht, sie wechselt nur
ihre Form. Wenn es anders wäre, wäre schon längst jegliche Energie
verbraucht. Und der menschliche Körper besteht zu 100 % aus
komprimierter Energie in grobstofflicher Art.
Wenn Wasser verkocht wird, stirbt es
auch nicht, es wird nur zu Wasserdampf und geht in den
feinstofflichen Status über. Das Wasser ist dann in der Luft. Und
genau so eine Transformation von einem feststofflichen Status in
einen feinstofflichen Status begehen wir beim Eintreffen des Todes.
Nun sagt vielleicht jemand: Eine
physikalische Betrachtung ist des Verstorbenen nicht würdig?
Ich bin da anderer Meinung. Wenn man
sein Leben zufriedenstellend gelebt hat, wird man den Tod nicht
fürchten. Und wenn man den Verstorbenen im Leben geliebt und geehrt
hat, dann hat man alles getan, was man tun konnte und man hat nichts
zu bereuen.
Aber genau dieses Bereuen bringt uns
dazu, ein Vermögen auszugeben, um dem Verstorbenen mit einer
ansprechenden Beerdigung etwas zurückzugeben, was man ihm vielleicht
zu Lebzeiten nicht gegeben hat. Aus welchen Gründen auch immer. Es
ist das ewige Lied mit der angeblichen Schuld.
Es heißt immer: Nirgends wird so
gelogen, wie auf einer Beerdigung. Und da hat man auch Recht. Es ist
manchmal haarsträubend, wie man die Macken des Verstorbenen
umschifft und daraus Tugenden macht. Wenn es nicht so traurig wäre,
könnte man sich auf Beerdigungen „tot lachen“.
Ich gehe sogar in meiner Betrachtung
zum Thema Tod noch einen ganzen Schritt weiter. Ich sage:
Mit dem Tod schenken
wir der Seele das Leben.
Die Seele ist es, der wir unser Dasein
zu verdanken haben. Die Seele ist feinstofflich, sie inkarniert in
einen grobstofflichen Körper. Dieser Körper wird der Seele als
Fortbewegungsmittel geschenkt, mit dem wir leben und unsere
Erfahrungen machen können. Nur zu diesem Zweck sind wir hier auf der
Erde. Die Erde ist ein riesiger Spielplatz, wo wir uns austoben
können. Wir haben das Recht, Fehler zu machen. Es geht hier nur
darum, Erfahrungen zu sammeln. Es geht darum, bewußt zu werden, was
gut ist. Die Schöpfung hat uns alles zur Verfügung gestellt. Wenn
sie nicht gewollt hätte, daß wir es nutzen können, hätte sie es uns nicht zur Verfügung
gestellt. Also muß es ja auch einen Sinn haben.
Manchmal muß ich schmunzeln, wenn ich
über solche Dinge nachdenke. Ich habe immer das Bild vor mir, daß
wir mit der Geburt eine riesige virtuelle Truhe mitgeliefert
bekommen. Eine Truhe, wo sich alles, was es gibt, darin befindet.
Gutes und auch Schlechtes. Sozusagen, die Mitgift, daß wir die
Dualität begreifen. Warum ich dabei schmunzeln muß? Nun ja, ich
frage mich dann immer, ob es im „Himmel“ denn soooo langweilig
ist, daß wir immer wieder auf diesen „Spielplatz“ zurück
wollen, um ein Mal nach dem anderen Mal so derartig abscheuliche
Erfahrungen zu machen, wie wir sie hier auf der Erde mitunter machen
müssen.
Es gibt neben vielem Guten auch soviel
Böses, was keiner wirklich braucht. Und trotzdem kommen wir immer
wieder hierher. Welchen Grund hat das? Wir könnten doch im „Himmel“
zufrieden sein und glücklich Harfe spielen. Es würde immer die
Sonne scheinen, keiner würde ein böses Wort sprechen und alle wären
Anderen gegenüber zuvorkommend. Ein Traum von einem Leben, oder? All
das, was wir hier nur sehr eingeschränkt haben.
Aber nein, uns reicht dieses schöne
Leben nicht. Wir wollen Action!
Wir wollen all diese negativen
Erfahrungen machen, welche die virtuelle Truhe in sich birgt. Wir
sind neugierig auf den Inhalt und kindesgleich stöbern wir gern in
dieser Truhe. Wir nehmen alles in die Hand, was uns interessant
erscheint ohne uns über die Konsequenzen des „in die Hand nehmens“
bewußt zu sein. Wir wollen es eben im wahrsten Sinne des Wortes
BEGREIFEN. Wohl nicht umsonst bezeichnet uns die Kirche als die
Kinder des Herrn.
Und wie das mit den Kindern so ist, mit
der Zeit begreifen sie, was gut für sie ist und was nicht, woran
sie sich die Finger verbrennen und was ihnen im Gegenzug gut tut.
Die „Kinder“ reifen, weil man sie
in der Truhe stöbern läßt. Und mit jedem Mal, wo sie wieder etwas
begriffen haben, steigen sie auf der Bewußtseinsleiter eine Stufe
höher.
Man kann es mit Schulklassen
vergleichen. Keiner, der die 9. Klasse absolviert, hat das Recht,
sich über einen Viertklässler aufzuregen, weil er nicht genau
soviel weiß, wie der Neuntklässler. Auch der Neuntklässler war mal
in der vierten Klasse und wußte genau so wenig, wie der
Viertklässler jetzt weiß. Und der Viertklässler ist auch stolz auf
das, was er inzwischen weiß, weil es mehr ist, als ein Schulanfänger
weiß und kann.
Wenn sich allerdings die Viertklässler
mit ihrem „beschränkten“ Wissen auf die Hinterbeine stellen und
dem Neuntklässler erzählen wollen, wie die Welt funktioniert und
trotzig eine Schnute ziehen, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht, dann
kann der Neuntklässler auch mal seine Konsequenzen daraus ziehen und
den Viertklässler mit samt seinem „Spielzeug“ auch mal in seinem
großen Sandkasten einfach sitzen lassen. Und das im wahrsten Sinne
des Wortes.
Die „Viertklässler“ unserer Zeit
maßen sich an, uns etwas vom Pferd erzählen zu müssen und sie
bilden sich ein, daß es ihr Recht wäre, uns auszusaugen und
abzuzocken. Und sie tun das auch.
Sie müssen dann allerdings auch, wenn
es hier schon niemanden gibt, der sie daran hindert (früher waren es
mal die Beamten, die dazu da waren, den Bürger vor der Staatsmacht
zu schützen, heute ist es umgekehrt), damit rechnen, daß sich der
Bürger aus dem Sandkasten des Viertklässlers zurückzieht und ihn
seinen „Matsch“ alleine in die Sandförmchen stopfen läßt.
Übertragen heißt das: Ich fühle mich
von den „Viertklässlern“ verraten und verkauft. Keiner da, der
mich vor ihnen schützt, weil sie alle den „Viertklässlern“
hinterherhecheln und alles glauben, was ihnen von denen erzählt
wird.
Ich kann nicht das Unwissen der
obrigkeitshörigen Masse in Wissen umwandeln, weil diese Masse das
gar nicht hören will.
Ich kann aber die „Viertklässler“
einfach sitzen lassen, mich umdrehen und sagen:
Dann spiel doch Dein Spiel
allein! Von mir kriegst Du keinen Pfennig!
Und ob das anderen Leuten paßt oder
nicht, das kann mir auch egal sein.
Ich muß erkennen, daß mir
der Viertklässler nicht ans „Bein pinkeln“ kann. Und wenn er es
trotzdem macht, dann habe ich als „Älterer“ die Pflicht zu
erkennen, daß nur ich selbst etwas dagegen tun kann. Ich habe aber
nicht die Pflicht, mit dem Viertklässler weiterhin im Sand zu
spielen. Und deshalb gebe ich den "Viertklässlern" unserer Zeit zu verstehen, daß sie den Ast, auf dem sie so gerne und so sicher sitzen, mit ihrer Gier selbst absägen.
Die Konsequenz dessen: Wenn man mir nicht die Möglichkeit gibt, Vermögen anzusparen, dann müssen die eben auf diesen Kosten sitzen bleiben und aus der eigenen Tasche zahlen. Das ist für mich nur gerecht. Der Verstorbene bleibt in seiner neuen Feinstofflichkeit sowieso bei uns und ich bin mir sicher, er hätte seine helle Freude daran.
Also bis bald
Eure Petra K.
Leben durch Sterben!
(Manfred Hinrich
(1926 - 2015), Dr. phil., deutscher Philosoph, Philologe, Lehrer,
Journalist, Kinderliederautor, Aphoristiker und Schriftsteller)
Nachtrag 22.06.2016:
Hier gibt es einen Beitrag aus der Lausitzer Woche vom 21./22.05.2016 zum Thema Kostenübernahme der Bestattung durch das Sozialamt:
https://drive.google.com/file/d/0B20ih7WMcAz5ZUZRci1BOEVob28/view?usp=sharing
In diesem Beitrag kann man vorab schon mal erfahren, welche Unterlagen eingereicht werden müssen, wenn man selbst die Kosten für die Bestattung nicht aufbringen kann. Das sollte doch mit ein bisschen Voraussicht und Planung machbar sein, oder? ;-)
Pietät? Hier geht es ums Geld!
Hier gibt es einen Beitrag aus der Lausitzer Woche vom 21./22.05.2016 zum Thema Kostenübernahme der Bestattung durch das Sozialamt:
https://drive.google.com/file/d/0B20ih7WMcAz5ZUZRci1BOEVob28/view?usp=sharing
In diesem Beitrag kann man vorab schon mal erfahren, welche Unterlagen eingereicht werden müssen, wenn man selbst die Kosten für die Bestattung nicht aufbringen kann. Das sollte doch mit ein bisschen Voraussicht und Planung machbar sein, oder? ;-)
Pietät? Hier geht es ums Geld!
Zum Thema "Beerdigung vom Staat zahlen lassen" möchte ich Dir folgendes sagen.
AntwortenLöschenDie Kosten für die Beisetzung müssen die Erben und Angehörigen bezahlen und sie müssen sich auch um den Nachlass kümmern usw. Der Staat macht von alleine schon mal gar nix und eine verspätete Rache nutzt da auch nix.
Auf Antrag werden die Kosten übernommen, DAS ist wohl richtig und geht auch zügig vonstatten, aber das Geld wird sich der Staat von den Erben zurückholen bzw. Du darfst es auslegen und Dir dann von den zahlungsfähigen Erben auf dem Rechtsweg zurückholen. Ich kann Dir nur raten Deine Einstellung zum Tod und Trauer und Beerdigung nochmal neu zu überdenken bzw. Dich zu dem Thema zu informieren.
Wann warst Du zuletzt mit diesem Thema konfrontiert.
Ich habe die verschiedensten Beerdigungen in meiner Familie und Freundeskreis erlebt ich weiss das dies kein einfaches thema ist.
Aber wenn es nur um Geld geht, wird sich eine Lösung finden.
Ja, bei diesem Thema scheiden sich die Geister aber wo nichts ist, ist eben auch nichts zu holen.
LöschenLG Petra K.