Sonntag, 3. August 2014

Die Küche lebt vom Experiment

Im Garten wucherte der Estragon. Ein Platzregen und dann fiel er in alle Richtungen, untergrub den Salbei unter sich. Das geht nicht, dachte ich mir, zu wertvoll ist mir mein Salbei, der in meinem Frühstückstee nicht fehlen darf. Also mußte der Estragon gekappt werden. Zumindest dort, wo er umgefallen war, denn wenn die Tomaten reif werden, esse ich gerne etwas frischen Estragon dazu. Einfach klein schnipseln und drüber streuen, gibt einen schönen kräftigen Geschmack.

Doch was macht man eigentlich mit soviel Estragon? Vor drei Jahren hatte ich mal einen kleinen Kräutertopf im Supermarkt gekauft und dann in den Garten umgesetzt. So sieht der kleine Kräutertopf jetzt aus:


Einfach zu viel des Guten, er wuchert ja schon den kleinen Apfelbaum zu, der hier im Bild schon kaum noch zu sehen ist. Zeit, um auszulichten und trotzdem noch genügend für die frische Küche zu haben.

Doch immer noch stand die Frage im Raum: Was macht man mit soviel Estragon?

Ich hatte ja hier und hier schon Sirupvarianten mit Estragon ausprobiert. Das schmeckt sehr gut aber man braucht da nicht wirklich solche Massen, daß ein Apfelbaum wieder Land sieht.
Es mußte also etwas in Größenordnungen gefunden werden, denn zum Wegschmeißen kann ich mich nur schwer entschließen. Es ist gewachsen, also muß es verbraucht werden, das ist meine Devise. Klar, ich könnte ihn zum Mulchen nehmen und über den Winter zu gutem Humus verwandeln lassen aber der Estragon stand kurz vor der vollen Blüte, da hat er die größte Würzkraft, und ich wollte nicht riskieren, daß im nächsten Jahr überall im Garten Estragon wächst und solche Wälder entstehen.

Also folgte der ultimative Blick in diverse Kochforen. Es mußte doch etwas geben, wo man viiiiiel Estragon verarbeiten kann. Es gab nicht wirklich viele Rezepte für meinen Zweck. Nur eines machte mir Hoffnung, in Größenordnungen das Kraut zu verwenden:


Nun bin ich aber kein Knoblauchfan, auch nicht wirklich ein Pesto-Fan, Pinienkerne hatte ich nicht da und auch keinen Parmesankäse. Also die schlechtesten Voraussetzungen, um ein Pesto zu machen. Es war ja auch nicht geplant, ein Pesto zu machen. Und ehrlich gesagt, ist mir Parmesan & Co. auch zu teuer.

Also dachte ich mir: Vielleicht kann ich ja eine Art Nudelsoße daraus machen. Gesagt, getan, die Stängel in der Badewanne abgespült und trocken geschüttelt (zumindest weitestgehend), die Blättchen von den Stängeln gezupft (da hab ich schon mal gefühlte Stunden damit zugebracht). Den Mixer angeworfen und mal lieber erst zur Probe nur einen Teil der Blättchen zermixt, Öl mit dazu gegeben und auch die Zitrone. Erste Kostprobe: igitt...was soll das werden? Es schmeckte nach Gras und egal, wieviel ich Salz und Pfeffer dazu gegeben hatte, meinen Geschmack hat es nicht getroffen.

Nun gut, es war ja auch nicht nach Originalrezept zubereitet, was hatte ich also erwartet?
Also, die ganze Masse raus aus dem Mixer und rein in eine Schüssel, damit ich noch diverse Gewürze untermischen konnte, um wenigstens noch irgendwas daraus zu kreieren, das man essen kann.
Und so habe ich noch scharfen Paprika, Chilli, gemahlenen Liebstöckel, gemahlenen Sellerie, gefühlte Unmengen an Salz und jede Menge Pfeffer reingerührt.
Na ja, es ist eine Grundmasse für eine Nudelsoße geworden, wenn ich auch nicht ganz mit dem Ergebnis zufrieden zu stellen bin. Schade, ich hatte mir das echt gut vorstellen können. Aber was solls, die Küche lebt vom Experiment. Es ist nichts Besonderes geworden. Ich hab die Masse in ein sauberes Glas gefüllt, Öl drüber gegossen, damit es haltbar bleibt und im Kühlschrank in die hinterste Ecke gestellt. Mal sehen, wann es das Tageslicht wieder erblickt und dann mach ich eine schöne grüne Nudelsoße.

Und wenn ich doch mal Pesto machen will, dann werde ich es mit Giersch probieren.

Den restlichen Estragon habe ich zum Trocknen ausgelegt. Es heißt ja, daß getrockneter Estragon kaum noch Würzkraft hat. Ich werde das ausprobieren, in der Hoffnung, daß die Würzkraft doch ausreicht, um das trockene Kraut zu zermahlen und dann für meine selbst gemachte Gemüsebrühe zu nutzen ist oder ich es einfach zum täglichen Würzen der Speisen mit verwenden kann, denn mit Salz und Pfeffer kann schließlich jeder würzen. Mit Kräutern würzen ist eine andere, eine höhere Liga und ich liebe Kräuter...

Wir werden sehen, was draus wird. Die Küche lebt eben vom Experiment.

Liebe Grüße und allen einen schönen Sonntag
Eure Petra K.



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